Hans
THANHAUSER

1879 - 1937 I
Döbelestraße 4
Stolperstein verlegt am 14.09.2006
Hans THANHAUSER Döbelestraße 4

Nach dem Pogrom in das KZ Dachau verschleppt

Hans Thanhauser, Sohn von Heinrich und Emma THANHAUSER war verheiratet mit Martha Than­hauser, geb. Ottinger. Mitinhaber „Kurz-, Weiss-, Woll- und Modewaren“-Geschäft in der Wessen­bergstr. 6. Er war Mitglied im „Komitee des Kur- und Verkehrsvereins“ Konstanz.

Zuletzt wohnte er in der Döbelestr. 4.

Hans Thanhauser hatte wie viele Geschäftsleute damals in der örtlichen Zeitung, aber auch mit sogenannten Reklamemarken (Briefverschlußmarken) für sein Geschäft geworben. Diese Reklamemarken waren wegen ihrer vielfältigen Motive auch beliebte Sammelobjekte.

Nach dem Pogrom am 09. November 1938 (Zerstörung der Konstanzer Synagoge) wurde Hans THANHAUSER am 11. November 1938 in das KZ Dachau verschleppt. Im Alter von 60 Jahren kam er dort ums Leben. Ob durch Unterernährung, Totschlag oder Mord, lässt sich anscheinend nicht mehr klären.

Seine drei Söhne waren zu diesem Zeitpunkt schon in Sicherheit:

Der älteste Sohn Ernst war schon nach dem Abitur zum Studium nach Frankreich und von dort 1935 nach Palästina gegangen. 1940 schloss er mit seiner deutschen Vergangenheit gründlich ab, indem er seinen Namen in Hebräische übertrug und sich fortan Jecheskel Tanai nannte. Er heiratete die Deutsche Ruth Bohme, das Paar bekam zwei Töchter, Michal und Shlomit. Jecheskel arbeite lange als Grundschullehrer, unterrichtete ehrenamtlich auch Einwandererkinder in Hebräisch und spielte leiden­schaftlich gerne Violine, unter anderem im „Jordan Valley Orchestra“.

Der jüngere Sohn Kurt geb. am 09. April 1915 in Konstanz, emigrierte am 10. April 1937 nach Sao Paolo, Brasilien. Von hier übersiedelte er später nach Argentinien. Wenige Wochen vor Kriegsbeginn konnte er seine in Konstanz zurück­gebliebene Mutter Martha nachkommen lassen.

Auch dem jüngsten Sohn, Heinz Karl, gelang es, rechtzeitig nach Palästina zu emigrieren.

Die Urne aus Dachau wurde in Kreuzlingen auf dem jüdischen Friedhof in Bernrain beigesetzt (Grab Nr. 4).

Recherche: Alfred Hinz / Hendrik Riemer / Ergänzungen: Uwe Brügmann, Maik Schluroff
Patenschaft: E. Roy Wiehn

Quellen & Literatur:

Stadtarchiv Konstanz, Einwohnermeldekarten, Adressbücher 1936 - 1938.
Erich Bloch, Geschichte der Juden von Konstanz, 3. unveränderte Auflage, Konstanz 1996.
Lothar Burchardt, Dieter Schott, Werner Trapp, Konstanz im 20. Jahrhundert, Die Jahre 1914 bis 1945, Konstanz 1990, hier: Werner Trapp, Konstanz in der Zeit des Nationalsozialismus, S. 221 ff.
Erhard R. Wiehn (Hrsg.), Novemberpogrom 1938, Konstanz 1988.
Erhard R. Wiehn (Hrsg.), Oktoberdeportation 1940, Konstanz 1990.
Erhard R. Wiehn, private Hinweise zu Hans Thanhauser.
Archivdirektion Stuttgart (Hg), Die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Baden-Württemberg 1933-1945, Ein Gedenkbuch, Stuttgart 1969 (Beiband zu Band 20).
Tobias Engelsing, "Das jüdische Konstanz Blütezeit und Vernichtung". Südverlag: Konstanz 2015, S. 172f.
Jüdisches Museum Berlin.
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Familienmitglieder

Martha
THANHAUSER, geb. OETTINGER

1886 - 1966 I
Döbelestraße 4

Ernst
THANHAUSER

1913 - 1990 I
Döbelestraße 4

Heinz Karl (Chaim)
THANHAUSER

1920 - 1974 I
Döbelestraße 4

Kurt
THANHAUSER

1915 - 2005 I
Döbelestraße 4