Ernst
THANHAUSER

1913 - 1990 I
Döbelestraße 4
Stolperstein verlegt am 09.07.2018
Ernst THANHAUSER Döbelestraße 4

Flucht 1935: Ernst Thanhausers Leben in Palästina

Ernst Thanhauser, im Dezember 1913 geboren, war der älteste der drei Söhne. Gleich nach dem Abitur im Jahr 1933 verließ er Deutschland – einerseits, um an der Universität im französischen Grenoble zu studieren, andererseits, was aber wohl ausschlaggebend war, um dem zunehmend juden­feindlicher werdenden Klima in Deutschland zu entfliehen. In seiner strikten Ablehnung des NS-Regimes wurde er zum Meinungsführer für seine Brüder mit Blick auf eine zwingend notwendige Flucht aus Deutschland. Sein erklärtes Ziel, ein freies Leben unter Gleichgesinnten zu führen, setzte er mit seiner Auswanderung nach Palästina im Jahr 1935 um.

In Jerusalem setzte er seine Studien am Lehrerseminar fort und übte dann den Lehrerberuf an verschiedenen Grundschulen des Landes aus. Zusätzlich zum Unterricht von Kindern half er auch erwachsenen Einwanderern beim Erlernen der hebräischen Sprache. Sein Freizeitinteresse galt dem Musizieren: Ernst war aktives Mitglied im Jordan Valley Orchestra.

Im Jahr 1940 brach der älteste Thanhauser-Sohn dann durch Namensänderung sämtliche Brücken zum Deutschtum ab: Aus Ernst Thanhauser wurde Jecheskel Tanai.

Im selben Jahr heiratete er die deutsche Jüdin Ruth Bohme, mit der er die beiden Töchter Michal und Shlomith bekam.

Nach der Scheidung heiratete Jecheskel Sophie Seeligmann, mit der er eine weitere Tochter, Naomi, hatte.

Im April 1990 starb Ernst Thanhauser als Jecheskel Tanai in Kiryat Tivon im Alter von 76 Jahren.

Recherche: Hans-Hermann Seiffert
Patenschaft: Sylvia Othmer

Quellen & Literatur:

T. Engelsing, Das Jüdische Konstanz, Blütezeit und Vernichtung. Südverlag Konstanz 2015.
Auskünfte Silvia Thanhauser.
Initiative Stolpersteine für Konstanz, Familie Thanhauser – Opfer zweier Diktaturen, www.undestino.net/biografia_thanhauser, Abruf 7.9.2024. Anmerkung; Die von der Konstanzer Initiative erstellte Ausstellungswebsite undestino.net gibt es nicht mehr. Weite Teile sind unter webarchive.org noch vorhanden,
Jüdische Allgemeine vom 21.07.2011 (Bericht Wolfgang Kaleck), Stadtarchiv Konstanz, Archiv Rosgartenmuseum Konstanz.
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Familienmitglieder

Hans
THANHAUSER

1879 - 1937 I
Döbelestraße 4

Martha
THANHAUSER, geb. OETTINGER

1886 - 1966 I
Döbelestraße 4

Heinz Karl (Chaim)
THANHAUSER

1920 - 1974 I
Döbelestraße 4

Kurt
THANHAUSER

1915 - 2005 I
Döbelestraße 4