Sally (Shalom) Halpern wurde am 19. Oktober 1893 in Grodno als Sohn des jüdischen Kantors Avraham Halpern (*2. Januar 1872) und von Johanna Halpern (geb. Katz *25. Januar 1867) geboren.
Grodno gehört heute zu Weißrussland und war damals unter russischer Herrschaft, die Mehrheit der Einwohner waren aber Polen. Fast die Hälfte der Bevölkerung gehörte dem jüdischen Glauben an. Während des 1. Weltkrieges gab es dort erbitterte Kämpfe zwischen Russen und Deutschen und die Bevölkerung litt unter Armut und Hunger. In dieser Zeit erlebte Sally mit seiner Familie dort auch die Grauen von Angriffen der Kosaken, die besonders brutal gegen die jüdischen Einwohner vorgingen. So wurde seine Zwillingsschwester bei einem Kosakenangriff ermordet.
Gegen Ende des Ersten Weltkrieges geriet Sally – irrtümlich für einen polnischen Deserteur gehalten – in deutsche Kriegsgefangenschaft. Er überlebte schwer krank. Sein Bruder Leo, der bereits in Deutschland lebte und arbeitete, überzeugte Sally, in Deutschland den Beruf des Kantors und des Schächters zu erlernen und auszuüben. So folgte er seinem Bruder nach Aurich, wo er seine zukünftige Frau Elise Seckels kennenlernte und am 16. Mai 1923 heiratete. Nach der Heirat zog die junge Familie nach Nördlingen. Kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes Werner am 4. April 1924 zog Sally Halpern 1924 mit seiner Familie nach Konstanz, wo er bei der jüdischen Gemeinde als Hilfskantor und Schächter (Schochet) Anstellung fand. Tochter Melanie wurde am 11. April 1929 in der damaligen Wohnung auf der Marktstätte 12 geboren. Die größer gewordene Familie zog zunächst in die Brauneggerstraße 39 und im Frühjahr 1933 in das Hinterhaus der Rosgartenstraße 12.
Mittlerweile war das rituelle Schlachten verboten worden, so konnte Sally Halpern nur durch das heimliche Schlachten von Vögeln die Fleischversorgung der jüdischen Bevölkerung verbessern. Mit Zunahme der Auswanderung wohlhabender jüdischer Familien aus Konstanz schmälerte sich das ohnehin bescheidene Einkommen der Familie Halpern. Ohne Verwandte im Ausland und die notwendigen finanziellen Mittel war eine Auswanderung nicht zu realisieren. Im Frühjahr 1938 gelang es der Familie schließlich, Werner mit einem Kindertransport in die USA zu schicken. Sally konnte seinen Sohn im April 1938 noch bis Hamburg begleiten.
Nach der Reichspogromnacht, bei der am 10. November 1938 auch die Konstanzer Synagoge nach einer Sprengung komplett zerstört wurde, wurde Sally Halpern zusammen mit vielen jüdischen Mitbürgern verhaftet und am 11. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Am 23. Dezember 1938 kehrte er nach Konstanz zurück, ohne über das Erlebte sprechen zu dürfen.
Nach den Erlebnissen in Dachau bemühte sich Sally Halpern noch intensiver um eine Möglichkeit, Deutschland zu verlassen. Es gelang ihm jedoch nicht, ein Visum für ein Gastland zu erhalten. Bereits am 12. April 1938 hatte er im Amerikanischen Konsulat in Stuttgart ein Visum beantragt. Sein Antrag lief jedoch unter der ungünstigen polnischen Quote. Im Juni 1939 flüchtete er schließlich mit seiner Frau nach Belgien. Dorthin war bereits sein Bruder Leo und auch Verwandte seiner Frau Elise geflüchtet, mit denen sie in Kontakt standen.
Bei der Ankunft in Belgien füllten sie einen Antrag als politische Flüchtlinge aus, dieser Antrag wurde jedoch abgewiesen. Die Ausweisung wurde jedoch aufgrund des Kriegsausbruchs ausgesetzt. Als die Deutschen im Mai 1940 in Belgien einmarschierten, wurden am 10. Mai 1940 zahlreiche jüdische Flüchtlinge aus Deutschland in Belgien festgenommen und nach Frankreich abgeschoben. Dort wurden die Flüchtlinge in den südfranzösischen Lagern interniert.
Sally und sein Bruder Leo wurden ab Mai 1940 zunächst ins „Camp de Concentration de Saint Cyprien“ deportiert. Anfang November kamen sie nach Gurs. In Gurs trafen sie die inzwischen aus Konstanz deportierten Juden. Viele Monate vergingen, bis es Leo und Sally im September 1941 gelang, aus dem Lager zu fliehen und sich wieder nordwärts zu ihren Frauen nach Belgien durchzuschlagen. Nachdem sich auch in Belgien die Situation für die jüdische Bevölkerung deutlich verschlechtert hatte, mussten Sally und Elise Halpern, die ab Juni 1942 gezwungen worden waren, den Judenstern zu tragen, Ende 1942 für einige Monate in Belgien untertauchen.
Am 24. August 1943 wurden beide jedoch aufgegriffen und in die Kaserne Dossin im belgischen Malines/Mechelen gebracht. Diese Kaserne diente vor allem als Durchgangslager für die Deportation der in Belgien lebenden Juden. Mit dem Transport XXIIA vom 20. September 1943 wurde das Ehepaar Halpern zusammen mit Leo Halpern nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen, dass das Ehepaar Sally und Elise Halpern, wie auch Sallys Bruder Leo noch am Ankunftstag, dem 22. September 1943 in Auschwitz ermordet wurden.