Moritz Moses Fürst, der sich in Konstanz Max Fürst nannte, wurde am 1. April 1886 als Sohn von Chajim und Chana Ferszt in Warschau, Polen, geboren.
Nach Konstanz kam er vermutlich 1912, erstmals taucht er in alten Einwohnerkarteien mit dem Zuzugsdatum 11. September 1912 auf. Die Anmeldung erfolgte für ihn und seine Frau Salomea, geb. Schmulewitz, in der Rosgartenstraße 8.
Vermutlich lebte zu diesem Zeitpunkt sein Schwiegervater bereits in Konstanz, ein Schneider Schmolewitz taucht in alten Adressbüchern erstmals 1907 und dann ab 1911 auf.(1) Ein in Konstanz aufgenommenes Hochzeitsfoto von Moritz Fürst und Salomea lässt vermuten, dass die beiden erst in Konstanz geheiratet haben.
Am 12. Juli 1913 wird ihr einziges Kind, Tochter Anna in Konstanz geboren. 1915 lebte die Familie vorübergehend in der Schwedenschanze 17, dann aber bei der inzwischen verwitweten Schwiegermutter Berta Schmulewitz in der Inselgasse 5.
Ab spätestens Ende 1919 wohnte Moritz Fürst mit der beruflichen Bezeichnung Handelsmann als Mieter in der Rheingasse 15. Um 1921 erwirbt er das Haus in der Rheingasse 15 und nennt sich fortan Max Fürst.(2)
Im Erdgeschoss des Hauses in der Niederburg führt er nun ein „Volksmagazin“, später als „Max Fürst & Co – Ausstattungs- und Kreditgeschäft“ eingetragen. Die Familie lebt im ersten Stock des Hauses in einer Vierzimmerwohnung. In dieser Zeit vergrößert sich der Laden und die Anzahl der Mieter nimmt zu, auch da Max Fürst durch Umbauarbeiten weitere Wohnmöglichkeiten im Vorder- und Hinterhaus schafft.
In seinem Ausstattungs- und Kreditgeschäft verkauft Max Fürst Tisch- und Bettwäsche, Unterwäsche, Herren- und Arbeitskleidung, aber auch Schuhe und diverse Wollwaren. Zudem handelt er mit gebrauchten Möbeln, auch die vermieteten Räume wurden zumeist möbliert angeboten. Max Fürst selber sammelte mit Leidenschaft Antiquitäten, wie seine Tochter später berichtete.
Sein Geschäft war einträglich, Max Fürst beschäftigte mindestens zwei Angestellte, auch seine Tochter arbeitete als Lehrling und Kontoristin im väterlichen Unternehmen, bei dem Kunden ihre Ware auch über Kredit erwerben konnten.
Bereits kurz nach der Machtergreifung und mit der ersten Boykottaktion 1933 sank der Umsatz des Ladens massiv. Am 1. Dezember 1933 wurden Max Fürst, seiner Frau und seiner Tochter die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, ab diesem Zeitpunkt benutzte er wieder die polnische Schreibweise des Familiennamens: FERSZT
Etwa ab 1937 wurde Max Fürst aus der Berufstätigkeit verdrängt. Im Einwohnerbuch der Kreishauptstadt Konstanz 1938 ist sein Unternehmen nur noch als An- und Verkaufsmagazin eingetragen, im Konstanzer Einwohnerbuch 1939 ist gar keine geschäftliche Aktivität mehr notiert.
Die endgültige Liquidation seines Geschäfts fand bis zum Frühsommer 1939 statt, im April 1939 musste die Familie auch Schmuck und Edelmetalle abgeben.
Nach der Reichspogromnacht und der Zerstörung der Konstanzer Synagoge am 10. November 1938 wird auch Max Fürst mit vielen weiteren jüdischen Männern aus Konstanz festgenommen, in die Gestapozentrale in die Mainaustraße verbracht und von dort am 12. November 1938 in sogenannter „Schutzhaft“ in das KZ Dachau deportiert, wo er bis zum 6. Januar 1939 mit der Häftlingsnummer 23080 inhaftiert bleibt.
Im April 1939 kann Tochter Anne nach England ausreisen, von dort bemüht sie sich intensiv auch ihre Eltern und die Großmutter nach England zu holen. Dies gelingt jedoch nicht.
Ab spätestens 1939 werden weitere jüdische Bewohner dem Haus in der Rheingasse 15 zugeteilt, so lebte hier bis zu ihrem Umzug nach Karlsruhe Sara Weinstein, sowie Hugo Weill und Robertine Moses.
Max Fürst wurde am 22. Oktober 1940 gemeinsam mit seiner Frau Salomea und seiner Schwiegermutter Berta Schmulewitz sowie weiteren 108 Juden aus Konstanz, darunter auch Hugo Weill und Robertine Moses, in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert.
Auf der Deportationsliste nach Gurs wird er als Moses Ferszt eingetragen, unter Nationalität ist staatenlos vermerkt. Es wurde später berichtet, dass kurz nach der Deportation Nachbarn die Wohnung der Familie Fürst geplündert haben, viele Sachen wurden später wie der Besitz anderer jüdischer Bürger öffentlich versteigert. Das Haus selber wurde vom Deutschen Reich konfisziert. Im Einwohnerbuch der Stadt Konstanz aus dem Jahr 1943 ist als Hausbesitzer das Deutsche Reich, Reichsfinanzverwaltung, eingetragen.
Aus Gurs kam Max Fürst 1941 in das Lager Rivesaltes. Am 23. August 1942 wurde er mit seiner Frau nach Drancy überstellt und am 7. September desselben Jahres mit dem Transport Nr. 29 nach Auschwitz deportiert. Moritz Max Fürst war zu diesem Zeitpunkt 56 Jahre alt.
Höchstwahrscheinlich wurde er, wie der Großteil der mit ihm Deportierten, noch am Ankunftstag, dem 9. September 1942, in Auschwitz-Birkenau ermordet.
Auch wenn seine Deportation im September 1942 nachgewiesen ist, wurde sein Todesdatum gerichtlich für den 31. August 1942 festgelegt.