Gitta
WEIL

1896 - 1962 I
Marktstätte 17
Stolperstein verlegt am 19.05.2024
Gitta WEIL Marktstätte 17

Sie rettete ihr Leben durch Flucht in die USA

Gitta Weil, geb. Eisenmann, wurde am 8. Februar 1896 in Gailingen geboren. In Gailingen waren des 19. Jahrhunderts etwa 30 % der Bevölkerung Juden. Neben einem eigenen Krankenhaus gab es hier mit dem „Friedrichsheim“ ein jüdisches Altersheim; den jüdischen Friedhof gab es schon seit dem 17. Jahrhundert. Ihr Vater war Jakob Eisenmann, Lehrer und Direktor der örtlichen jüdischen Handelsschule. Ihre Mutter war Rosa Rachel, eine geborene Harburger. Gitta Eisenmann hatte 9 Geschwister, die alle den Holocaust überlebt haben. Im Mai 1920 heiratete Gitta in Gailingen den Konstanzer Textilkaufmann Josef Weil und zog zu ihrem Mann nach Konstanz. Das Paar hatte zwei Kinder: Am 16. August 1921 kam ihre Tochter Klara und am 1. Juli 1925 ihr Sohn Jakob auf die Welt.

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters Max Weil 1932 übernahm ihr Mann Josef Weil das Textilgeschäft in Konstanz an der Marktstätte 17; gegründet hatte das Geschäft 1913 ihr Schwiegervater David Casewitz.
Zunehmende antisemische Propaganda und wirtschaftlicher Boykott durch die Nazis zwangen Josef Weil, das Geschäft an der Marktstätte im Dezember 1936 weit unter dem Verkehrswert zu verkaufen. Josef Weil zog mit seiner Frau Gitta und den beiden Kindern Klara und Jakob in die Schwedenschanze 14. Ihre Schwiegermutter Berta Weil nahm eine Wohnung in der Bodanstraße 25.

Am 12. September 1938 meldete sich Josef Weil mit seiner Familie von Konstanz ab. Auf dem Meldezettel war als Ziel New York angeben. Es sollte aber noch einen Monat dauern, bis die Familie in Rotterdam an Bord des Ozeandampfers „SS Statendam“ Europa verlassen konnte. Am 9. Oktober 1938 legte das Schiff in Ellis Island/New York an.

Nach ihrer Ankunft in den USA wohnte die Familie Weil zunächst in New York. Später erfolgte die Übersiedlung nach Old Bridge Township, New Jersey. Wahrscheinlich übte ihr Mann auch in den USA seinen erlernten Beruf als Textilkaufmann aus.

Gitta Weil starb am 13. Juli 1962 an Lungenembolie im Kantonsspital Zürich. Ob sie in der Schweiz weilte, um Verwandte/Bekannte zu suchen oder um sich in Zürich medizinisch behandeln zu lassen, ist nicht geklärt. Sie verfügte vor ihrem Tod, dass ihr Sarg in die USA überführt werde.

Ihr Mann Josef Weil starb am 17. Mai 1990 in Old Bridge Township, New Jersey. Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof El-Beth in Paramus, New Jersey, an der Seite seiner Frau Gitta begraben.

Recherche: Uwe Brügmann
Patenschaft: Familie Brausse / Taube

Quellen & Literatur:

Stadtarchiv Konstanz
ancestry.com
Staatsarchiv Freiburg, F 167/2 Nr. 504; F 196/1 Nr. 8785; P 303/4 Nr. 1334

Literatur:
Engelsing, Tobias: Das jüdische Konstanz. Konstanz: Südverlag 2015
Bloch, Erich: Geschichte der Juden von Konstanz. Konstanz: Rosgarten Verlag, 1971
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Familienmitglieder

Josef
WEIL

1891 - 1990 I
Marktstätte 17

Klara (Claire)
WEIL

1921 - 2016 I
Marktstätte 17

Jakob (Jack)
WEIL

1925 - 2019 I
Marktstätte 17

Berta
WEIL

1872 - 1941 I
Marktstätte 17