Anton Wahl wurde am 20. September 1885 in Ellwangen/Jagst geboren. Von 1892 bis 1899 besuchte er die Volkschule in seinem Heimatort. Wie sein Vater erlernte er den Beruf des Gipsers. 1908 heiratete er Genoveva, geb. Bertler, geb. am 3. Januar 1888 in Ertingen/Riedlingen. Aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor. 1912 trat Wahl in die KPD und die Gewerkschaft der Bauarbeiter ein. Während des Ersten Weltkrieges war er von 1914–1918 Soldat. 1918 wurde ihm das Kriegsverdienstkreuz verliehen.
Anton Wahl bekleidete in den 1920er Jahren eine Reihe von politischen Ämtern in Konstanz. Bei den Gemeinderatswahlen im Februar 1922 und im November 1926 wurde er für die KPD in den Bürgerausschuss gewählt. Im selben Jahr wurde er für die KPD auch in den Kreistag gewählt. 1928 wurde er auch zum Geschäftsführer der Gewerkschaft der Bauarbeiter und des Gewerkschaftskartells (Gesamtorgan aller Gewerkschaften) von Konstanz gewählt; diese Funktion hatte er bis zur Auflösung der Gewerkschaften durch die Nazis im Mai 1933 inne. Bei den Gemeinderatswahlen im November 1929 trat Anton Wahl nicht mehr an.
Wenige Woche nach der Reichstagswahl vom 7. März 1933, die mit einem triumphalen Ausgang für die Nazis ausging, wurde Wahl am 2. Mai 1933 verhaftet und im Konstanzer Gefängnis inhaftiert. Er teilte die Zelle mit Karl Großhans, der bereits am 17. März verhaftet worden war. Großhans war Sozialdemokrat, hatte 1911 die Zeitung „Konstanzer Volksblatts“ gegründet und war von 1919 bis 1933 sozialdemokratischer Abgeordneter im Badischen Landtag in Karlsruhe. In seinen Memoiren schrieb Großhans nach dem Krieg, dass er Wahl als „ein guten Kamerad“ schätzte. Am 4. Juni 1933 wurde Wahl aus dem Gefängnis entlassen. Nach seiner Entlassung wurde er permanent von der Gestapo überwacht und durch mehrere Hausdurchsuchungen schikaniert. Von 1939 bis zu seiner neuerlichen Verhaftung 1944 war Wahl bei der Stadt Konstanz beschäftigt.
Am 22. August 1944 wurde er im Rahmen der „Aktion Gitter“ erneut verhaftet. Bei dieser Aktion wurden nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 auf Anweisung von Heinrich Himmler, dem obersten Polizeichef im Deutschen Reich, von der Gestapo ca. 5000 ehemalige SPD und KPD-Mitglieder, Sympathisanten und Funktionäre fast aller Weimarer Parteien, die vor 1933 politisch aktiv waren, verhaftet
Max Porzig, ein Sozialdemokrat aus Singen, der ebenfalls in der „Aktion Gitter“ verhaftet wurde, erinnerte sich: „Am nächsten Tag warteten wir, 16 Mann hoch, am Bahnhof Singen auf den Abtransport. Als dann der einfahrende Zug bestiegen wurde, zeigte es sich, dass vom See her noch viel mehr gleich uns Verhaftete dem unbestimmten Schicksal entgegenfuhren [….] Anscheinend waren die Sozialisten und Kommunisten aus Konstanz, Überlingen, Radolfzell und Singen die gefährlichsten.“ Aus der Bodenseeregion, so berichtete Ferdinand Beurer, ein Sozialdemokrat aus Konstanz, wurden etwa 120 ehemalige Funktionäre der KPD und SPD verhaftet. Aus Konstanz waren unter den Inhaftierten neben Anton Wahl noch die SPD-Mitglieder Josef Benz, Hubert Hormes, Wilhelm Schroff, Karl Großhans und Paul Ernst Böttcher. Alle diese Personen wurden ohne Gerichtsverfahren in das KZ Natzweiler im Elsass eingeliefert.
Das KZ Natzweiler wurde im Mai 1941 eingerichtet. Die Häftlinge mussten für die Deutsche Erd- und Steinwerke (DEST) roten Granit abbauen, der für die gigantischen NS-Bauprojekte in Berlin gebraucht wurde. In Natzweiler und seinen Außenlagern waren während des Krieges etwa 52.000 Häftlinge aus 30 Nationen inhaftiert; etwa 17.000 Häftlinge starben an Kälte, Entkräftung und Krankheiten, viele von ihnen wurden von den Wachmannschaften ermordet.
Mit dem Vormarsch der Alliierten in Frankreich wurde das Konzentrationslager im September 1944 nach und nach geräumt und die etwa 6000 Häftlinge in die rechtsrheinischen Außenlager und vor allem in das KZ Dachau verlegt.
Anton Wahl wurde am 6. September 1944 von Natzweiler nach Dachau verlegt; seine Häftlingsnummer dort war 23347. Im Einlieferungsprotokoll ist vermerkt, dass er außer seiner Taschenuhr mit Kette und seinem Ehering keine Wertsachen bei sich hatte. Am 24. September 1944 wurde er entlassen und nach Konstanz zu seiner Frau zurückkehren. Er hatte Glück, dass er die, wenn auch nur kurze Haft in den beiden Konzentrationslagern ohne große gesundheitliche Schäden überstand. Denn im Herbst 1944 starben in beiden Konzentrationslagern besonders viele Häftling
Karl Großhans, der ebenfalls im Rahmen der Aktion Gitter in das KZ Natzweiler verschleppt wurde, erging es wesentlich schlechter. Er wurde in das Konzentrationslager Mauthausen verlegt wurde und starb schon 1946 an den Folgen der schweren körperlichen Arbeit im Steinbruch des Lagers.
Anton Wahl war 3 Monate und 4 Tage in Haft.
Nach dem Krieg beteiligte sich Anton Wahl aktiv am Wiederaufbau der Gewerkschaften in Konstanz. Im Herbst 1945 veröffentlichen ehemalige Mitglieder der freien und christlichen Gewerkschaften einen Aufruf zur Neugründung von Gewerkschaften für den „Wiederaufbau unserer zertrümmerten Heimat, die Wiedererrichtung unseres niedergebrochenen Vaterlandes, die Wiederingangsetzung unserer zerrütteten Wirtschaft, der geistigen, beruflichen und materiellen Wiederaufstieg der deutschen Arbeiterschaft.“ Mitunterzeichner dieses Aufrufs war auch Anton Wahl. Auf der Generalversammlung der Gewerkschaften am 20. Juni 1946 im „Hussenkeller“ wurde das Gewerkschaftskartell, der Dachverband aller Konstanzer Gewerkschaften, gegründet. Anton Wahl (Gewerkschaft der Bau- und Holzarbeiter) wurde zu einem der drei Kassierer gewählt. An der Gründung der KPD in Konstanz war Wahl nicht beteiligt. Hauptberuflich war er bei der Stadt als Arbeiter beschäftigt.
Der langjährige SPD-Stadtrat und Kreissekretär des DGB Erwin Reisacher (1924-1993) schrieb in seinen Erinnerungen „Steinige Wege am See“, dass Anton Wahl bei der Neugründung der Gewerkschaften nach dem Krieg eine wesentliche Rolle gespielt hat.
Anton Wahl starb am 4. Februar 1952 in Konstanz. Seine Frau überlebte ihn um mehr als 20 Jahre, sie starb am 28. Oktober 1973 in Konstanz.