Max Levi wurde am 9. Juni 1876 in Tiengen/Waldshut/Baden geboren.
Tiengen war zum Zeitpunkt der Geburt von Max Levi eine blühende jüdische Gemeinde. Etwa 10% der Einwohner waren Juden. Es gab eine Synagoge, eine jüdische Schule, eine Mikwe (Ritualbad) und einen jüdischen Friedhof.
Wann Max und Rosa Levi geheiratet haben und nach Konstanz gezogen sind, ist nicht bekannt. Beide müssen in der Jüdischen Gemeinde aber hochangesehen gewesen sein, weil es ihnen erlaubt war, im Gemeindehaus neben der Synagoge in der Sigismundstraße 21 ein koscheres Restaurant und eine Pension einzurichten. Die Wohnung der Levis umfasste eine Küche und fünf Zimmer, davon waren drei der Pension vorbehalten. Pension und Restaurant warfen aber nur geringe Erträge ab; so erscheint die Pension Levi in den Gewerbesteuerunterlagen des Jahres 1930 gar nicht auf.
Die Deportation des Ehepaares Levi am 22. Oktober 1940 nach Gurs bedeutete auch das Ende der Pension Levi. Die Einrichtung der Pension, Möbel, Teppiche, Geschirr und Besteck, wurden von den Nazis konfisziert und Anfang Januar 1941 öffentlich im Konzil versteigert.
Die Räume der ehemaligen Pension wurden jetzt zur Notunterkunft für Juden, die ihre Wohnungen verloren hatten. Im November 1940 wurden hier 27 Juden und Jüdinnen des jüdischen Altenheimes Gailingen mit ihren Betreuern Siegfried Birn [Biografie als PDF] und Sophie Sondhelm notdürftig untergebracht.
Schon ab Oktober 1940 wohnte hier auch Ida Jette Rosenthal, die im jüdischen Gemeindehaus als Pflegerin arbeitete. Im Februar 1942 heiratete sie Siegfried Birn, der im jüdischen Gemeindehaus als Hausmeister tätig war. Beide wurden am 24. April 1942, zusammen mit sechs weiteren Juden, die im jüdischen Gemeindehaus untergebracht waren, nach Izbica (Polen) deportiert, wo sie alle den Tod fanden.
Anfang 1941 wurde eine 75-jährige Patientin der Heilanstalt Reichenau, Emma J., vor ihrem Weitertransport in die Tötungsanstalt Hadamar im jüdischen Gemeindehaus in der ehemaligen Pension Levi einquartiert. Auch Hans und Hedwig Liebermann waren hier untergebracht; beide wurden am 4. Februar 1941 in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet.
Max und Rosa Levi lebten fast zwei Jahre unter unbeschreiblichen Lebensbedingungen im Lager Gurs. Im August 1942 wurde Rosa Levi über das Sammellager Drancy bei Paris nach Auschwitz deportiert und dort am 10. August 1942 in der Gaskammer ermordet.
Max Levi blieb der Transport nach Auschwitz wegen seines Alters erspart; es gab einen sogenannten Alterserlass der Vichy-Regierung, der über 60 Jahre alte Juden vom Transport nach Auschwitz freistellte. Über mehrere Stationen kam Max Levi 1942 nach Limoux im Departement Aude, etwa 100 km nordwestlich von Gurs entfernt. Dort fand er Unterkunft in einem Heim für geistig Behinderte, im sogenannten „asile d’aliénés“. Hier starb er am 23. Juli 1942 an Unterernährung. Max Levi war einer von ca. 45.000 Menschen, die zwischen 1940 und 1944 in französischen psychiatrischen Anstalten an Unterernährung starben.
1962 verklagte ihr Sohn Hans Bernhard Levi, dem 1939 die Flucht nach Bolivien gelang, den deutschen Staat auf Schadenersatz für das konfiszierte Eigentum seiner Eltern und wurde mit 15.000 DM entschädigt.