Franz Greis wurde am 11. Juni 1905 in Wollmatingen geboren. Der Ort gehört seit 1934 zu Konstanz. Seine Eltern waren Franz Greis, der Kriminalinspektor und Brunnenwart in Wollmatingen war, und Rosine, geb. Müller, aus Neuhausen bei Tuttlingen.
Das Ehepaar Greis hatte vier Söhne: Franz, Otto, Ernst und Artur. Artur und Ernst sind im Zweiten Weltkrieg gefallen, Franz und Ernst haben den Krieg überlebt.
Franz Greis war von Beruf Schlosser. 1930 arbeitete er ein halbes Jahr in Berlin, danach war er wieder in verschiedenen Konstanzer Betrieben beschäftigt, zuletzt von 1933 bis 1939 bei der Textilfirma Herosé.
Franz Greis war ein leidenschaftlicher und vielseitiger Sportler. Seit 1921 war er Mitglied im Wollmatinger Arbeiterturn- und Sportverein „Bahnfrei“, der der SPD nahestand. Als Vereinslokal diente ein ausrangierter Eisenbahnwaggon, der nach dem Verbot des Sportvereins 1933 von der Wollmatinger Hitlerjugend (HJ) genutzt wurde. Daneben war er Leiter der Handballabteilung und Schwimmwart des Vereins. Der Gruß der Sportler war „Frei Heil“.
Neben seinen Funktionen im Verein engagierte er sich noch als Vorsitzender im „Sport- und Kulturkartell Wollmatingen“. Das Kartell, d.h. Zusammenschluss, hatte etwa 20 Mitglieder, überwiegend Kommunisten und Sozialdemokraten, die sich einmal in der Woche nach der Arbeit auf dem Sportplatz Wollmatingen-Fürstenfeld zum Exerzieren, Turnen und Krafttraining trafen. Das Vorstandsmitglied der Wollmatinger SPD, Josef Gramlich (geb. 19.10.1881) war zum Beispiel auch Mitglied des Kartells. Ziel dieser Körperertüchtigung war es, die eigenen politischen Veranstaltungen vor Störaktionen der Nazis zu beschützen. Nach einer anonymen Anzeige von Ende November 1931 wurde gegen die Männer ermittelt, weil sie gegen die Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 28. Mai 1931 verstoßen hätten. Zu einer Anklage ist es aber nicht gekommen.
Franz Greis war überzeugter Kommunist, auch wenn er das nach dem Krieg strikt leugnete. In einem Bericht des Sondergerichts Mannheim an den Volksgerichtshof in Berlin vom 28. Dezember 1939 heißt es: „Franz Greis hat sich nach der Machtübernahme mit besonderem Eifer für die KPD eingesetzt und hat insbesondere vom Jahr 1933 an bis in das Jahr 1938 hineinlaufend kommunistische Zeitschriften und Zeitungen aus der Schweiz in das Bodenseegebiet herübergebracht“.
In der Tat wiesen ihn seine politischen Tätigkeiten als einen der führenden Köpfe des kommunistischen Widerstandes im Raum Konstanz aus. Er besuchte regelmäßig die öffentliche Lesehalle im benachbarten schweizerischen Kreuzlingen. Dort schnitt er Artikel aus Schweizer Zeitungen aus, die über die politischen und ökonomischen Verhältnisse in Deutschland berichteten. Diese Artikel vervielfältigte er und gab sie dann an Gesinnungsgenossen weiter. Als geübter Faltbootfahrer schmuggelte Franz Greis auch politische Broschüren aus der Schweiz über den Rhein nach Konstanz. Am Schmuggel von kommunistischen Schriften waren neben ihm auch noch andere KPD-Mitglieder beteiligt. An Namen sind hier zu nennen: Alfons Beck, Alois Zollner, Ferdinand Obergfell, Paul Raddatz, Willy Rau und Johann Okle. Die meisten von ihnen wurden 1938 und 1939 verhaftet und zum Teil zu langen Haftstrafen verurteilt.
Mehrmals traf Franz Greis auch den ehemaligen kommunistischen badischen Landtagsabgeordneten Ernst Gäßler, der im südbadischen Raum für die verbotene KPD tätig war, und versorgte ihn mit geschmuggelten Schriften aus der Schweiz. Anfang Dezember 1939 wurde Gäßler in Blumberg verhaftet und in Konstanz inhaftiert. Im Juni 1940 wurde er in das KZ Dachau eingeliefert und im November 1944 in die SS-Sondereinheit Dirlewanger überstellt. Im Dezember 1944 lief Gäßler zu den sowjetischen Truppen über und fand im März 1945 in Ungarn den Tod.
Franz Greis wirkte auch als einer der Verbindungsmänner aus dem südwestdeutschen Raum zu emigrierten KPD-Funktionären in der Schweiz. Das bestätigte Emil Gerach aus Tuttlingen, Kommunist und Mitglied der Roten Gewerkschaftsopposition (RGO), mit dem sich Greis seit Frühjahr 1933 mehrmals in Tuttlingen traf. Bei einem dieser Treffen übergab ihm Greis ein Kuvert mit Ausschnitten aus der „Roten Fahne“, in denen über die Verbrechen der Nazis im Arbeitslager Kisslau (in der Nähe von Bruchsal) berichtet wurde.
Greis vermittelte 1935 und 1936 auch Schulungen für Konstanzer Kommunisten in Zürich und Winterthur. Im Sommer 1938 trafen sich Franz Greis und Emil Gerach mit emigrierten Funktionären der KPD in Winterthur/Schweiz. Da sie befürchteten, beim legalen Grenzübergang verhaftet zu werden, überquerten sie illegal, getarnt als Wassersportler mit dem Paddelboot, den Rhein, der westlich von Konstanz die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz bildet.
Emil Gerach wurde Anfang 1939 vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu zwei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Seine Strafe verbüßte er im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Für ihn wurde 2016 in Tuttlingen ein Stolperstein verlegt.
Neben seiner illegalen Tätigkeit für die KPD und dem Schmuggel von politischen Schriften aus der Schweiz nach Konstanz betätigte sich Franz Greis auch als Fluchthelfer für politische Emigranten in die Schweiz. Ein politischer Weggefährte von ihm, Erich Walter Schmidt aus Wollmatingen, erklärte nach dem Krieg: „Die Hauptlast der illegalen Tätigkeit bestand zu Beginn darin, verfolgten politischen Freunden auf dem Weg in die Freiheit zu helfen. So hat Franz Greis dann solche Personen auf gefährlichem Weg über die Grenze in die Freiheit gebracht.“
Die Gestapo hatte die Familie Greis schon seit Jahren im Visier, denn neben Franz war auch sein Bruder Otto aktiv beim Schmuggel von kommunistischen und NS-feindlichen Schriften aus der Schweiz beteiligt. Zwischen 1933 bis 1939 wurde das Haus der Familie Greis siebenmal von der Gestapo durchsucht. Am Abend des 26. August 1939 wurde Greis von einem ihm unbekannten Mann gewarnt, dass er verhaftet werden würde.
Franz Greis verabschiedete sich von „seinem Mädchen“ Maria Obergfell und flüchtete wenige Tage später, am 2. September 1939, in die Schweiz, indem er nachts durch den Rhein an das Schweizer Ufer bei Tägerwilen schwamm. Vom benachbarten Kreuzlingen aus fuhr er dann mit der Bahn nach Zürich. Die Flucht von Franz Greis in die Schweiz hing möglicherweise mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 zusammen, als die deutsche Wehrmacht in Polen einmarschierte. Da er im Februar 1938 gemustert worden war, musste er befürchten, zur Wehrmacht eingezogen zu werden.
Am 6. September 1939 meldete sich Greis in Zürich beim Schweizer Arbeiterhilfswerk und bat gleichzeitig bei der Fremdenpolizei um politisches Asyl. Um sich vor deutschen Spitzeln zu schützen, legte er sich den Decknamen „Hugo“ zu. Schließlich wurde er seit seiner Flucht steckbrieflich in Deutschland gesucht. Da in Zürich gerade die Schweizer Landesausstellung stattfand (6. Mai bis 29. Oktober 1939), die ganz im Zeichen der Landesverteidigung stand und auch von vielen Deutschen besucht wurde, war die Gefahr, dass er als Deutscher auffiel, dennoch gering.
Er wohnte privat bei Arbeitersportlern und Naturfreunden. Bei den Behörden musste er sich verpflichten, keiner politischen Betätigung nachzugehen, da ihm sonst die „unverzügliche Ausschaffung“ aus der Schweiz drohe. Daran hielt er sich, er hatte aber trotzdem Kontakte zu kommunistischen und sozialdemokratischen Emigranten in der Stadt, darunter auch zu Hans Jakob Venedey, der bis 1933 Stadtrat der SPD in Konstanz gewesen war. Seinen Lebensunterhalt bestritt Greis von seinen Ersparnissen und einer minimalen Unterstützung des Züricher Gewerkschaftskartells. Mehrmals besuchte Franz Greis in dieser Zeit heimlich seine Familie und Freunde in Wollmatingen, indem er nachts bei Tägerwilen durch den Rhein an das deutsche Ufer schwamm.
Im April 1940 verfügte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement die Einrichtung von Arbeitslagern für politische Emigranten. Daraufhin wurde Greis Mitte Mai 1940 in das Arbeitslager Felsberg bei Chur im Kanton Graubünden eingewiesen. Die Flüchtlinge wohnten in einfachen Holzbaracken und waren zu Straßenarbeiten und Meliorierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft eingesetzt. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 45 Stunden, Kost und Logis waren frei; der Lohn entsprach dem Sold eines Schweizer Soldaten, war also sehr niedrig. Allerdings stand den Emigranten ein Jahresurlaub von 50 (!) Tagen zu.
Vom Lager Felsberg wurde Greis sukzessive in eine Reihe anderer Lager verlegt. Von Juni bis November 1940 war er im Lager Sattelegg im Kanton Schwyz untergebracht. Im November 1940 wurde er in das Lager Muri-Moos im Kanton Aargau verlegt. Hier kam es zu einem bemerkenswerten Zwischenfall. Nachdem es im Mai 1941 eine Woche geregnet hatte und die Emigranten deshalb nicht arbeiten konnten, verfügte die Lagerleitung für die darauffolgende Woche eine tägliche Mehrarbeit von einer halben Stunde. Franz Greis beschwerte sich bei der Lagerleitung und drohte, diesen Vorfall im eidgenössischen Parlament über die beiden sozialdemokratischen Nationalräte Walther Bringolf und Johannes Huber zur Sprache zu bringen. Wegen dieser Beschwerde wurde Franz Greis mit 5 Tagen Arrest bestraft.
Vom Lager Sattelegg im Kanton Schwyz wurde Greis im Juni 1941 in das Lager Gordola im Tessin überstellt, wo er bis zum Herbst 1942 war.
In Gordola waren vor allem deutsche Kommunisten interniert, darunter auch Bernhard Kuderer aus Singen. Anschließend war Greis bis Oktober 1943 in den Lagern Vouvry und Visp, beide im Rhonetal, und bis März 1944 im Arbeits- und Schullager Birmensdorf bei Zürich interniert. Seine letzte Station war das „Zentralmagazin für die Arbeitslager für die Emigranten“ in Zürich-Oerlikon. Hier wurde er am Juni 1945 in die Freiheit entlassen.
Am 23. Juni 1945 kehrte Franz Greis nach Konstanz zurück. Im März 1948 heiratete er Emma, geb. Bohleder, aus Sand bei Kehl. Die Ehe blieb kinderlos. Er war jetzt bei der Kriminalpolizei in Singen beschäftigt. Er wohnte aber weiterhin in seinem Elternhaus in Konstanz in der Fürstenbergstraße 72.
Im April 1940 verfügte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement die Einrichtung von Arbeitslagern für politische Emigranten. Daraufhin wurde Greis Mitte Mai 1940 in das Arbeitslager Felsberg bei Chur im Kanton Graubünden eingewiesen. Die Flüchtlinge wohnten in einfachen Holzbaracken und waren zu Straßenarbeiten und Meliorierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft eingesetzt. Die wöchentliche Arbeitszeit betrug 45 Stunden, Kost und Logis waren frei; der Lohn entsprach dem Sold eines Schweizer Soldaten, war also sehr niedrig. Allerdings stand den Emigranten ein Jahresurlaub von 50 (!) Tagen zu.
Vom Lager Felsberg wurde Greis sukzessive in eine Reihe anderer Lager verlegt. Von Juni bis November 1940 war er im Lager Sattelegg im Kanton Schwyz untergebracht. Im November 1940 wurde er in das Lager Muri-Moos im Kanton Aargau verlegt. Hier kam es zu einem bemerkenswerten Zwischenfall. Nachdem es im Mai 1941 eine Woche geregnet hatte und die Emigranten deshalb nicht arbeiten konnten, verfügte die Lagerleitung für die darauffolgende Woche eine tägliche Mehrarbeit von einer halben Stunde. Franz Greis beschwerte sich bei der Lagerleitung und drohte, diesen Vorfall im eidgenössischen Parlament über die beiden sozialdemokratischen Nationalräte Walther Bringolf und Johannes Huber zur Sprache zu bringen. Wegen dieser Beschwerde wurde Franz Greis mit 5 Tagen Arrest bestraft.
Vom Lager Sattelegg im Kanton Schwyz wurde Greis im Juni 1941 in das Lager Gordola im Tessin überstellt, wo er bis zum Herbst 1942 war.
Nach dem Krieg hat sich Franz Greis politisch nicht mehr betätigt. Er hielt aber Kontakt zu seinen beiden Konstanzer Genossen aus der Zeit vor dem Krieg, Paul Raddatz und Alfons Beck.
Sein Antrag auf Wiedergutmachung beim Landesamt für Wiedergutmachung in Freiburg wurde jahrelang verschleppt. 1956 beschwerte er sich in Freiburg, dass er nicht willens sei, „zu warten, bis der letzte Nazischuldige abgefunden“ sei. 1957 erhielt er endlich eine Entschädigung von 8000 DM.
Am 30. September 1965 ging Greis als Kriminalobermeister in Pension.
Er starb am 4. September 1993 in Konstanz und wurde auf dem Wollmatinger Friedhof bestattet.