Siegbert Bravmann wurde am 10. April 1913 in Neidenstein bei Heidelberg geboren und verbrachte dort auch seine frühe Kindheit.
1920 zogen seine Eltern mit ihm nach Konstanz, wohin sein Vater als Kantor der jüdischen Gemeinde berufen worden war. Siegbert besuchte hier die Volksschule und das Gymnasium. Während seiner Schulzeit war er ein leidenschaftlicher Fußballspieler. Eines Tages wurde ihm gesagt, er dürfe nicht mehr Fußball spielen, weil er Jude sei. Sogleich beschloss seine Mannschaft, ebenfalls nicht mehr zu spielen.
Nach beendeter Lehre arbeitete Siegbert Bravmann in der Bäckerei seines Onkels in Karlsruhe.
Als die politische Lage immer schwieriger und zunehmend gefährlicher für Juden wurde, sahen die Eltern ein, dass es für den nun 20jährigen Sohn wichtig war, Deutschland zu verlassen und zu seiner Tante in die USA zu emigrieren. Eine äußerst schmerzliche, aber kluge Entscheidung! Bevor Siegbert Konstanz verließ, prophezeite er seinen Freunden, dass er eines Tages wiederkommen würde, und zwar in amerikanischer Uniform.
Nach den Unterlagen des Konstanzer Stadtarchivs meldete Siegbert sich in Konstanz per 30. Oktober 1933 mit Ziel „Nordamerika“ ab. Mit dem Ozeandampfer „Conte di Savoia“ verließ er Genua und traf am 26. Oktober 1933 in New York ein.
Nach Europa kam Bert schon 1936 wieder zurück, wenn auch nur für einige Tage. Die Familie traf sich in Nizza, um den 25. Hochzeitstag der Eltern zu feiern und ein paar Ferientage in Frankreich zu verbringen. Nach Deutschland traute Bert sich in dieser Zeit nicht mehr zurück. Ende Juni 1937 fuhr Bert Bravmann mit dem Schiff von Le Havre nach New York zurück.
1942 meldete sich Bert als Freiwilliger zur Armee der USA. Er diente als technischer Offizier in England, Frankreich, Deutschland, Belgien und Luxemburg. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrte er – wie vorausgesagt – nach Konstanz zurück und ließ sich in amerikanischer Uniform auf der Marktstätte fotografieren.
Bert kehrte dann ins zivile Leben zurück. Er war zuerst bei seinem Onkel in Newark, New Jersey, angestellt und ging später anderen Beschäftigungen nach. 1950 heiratete er Eunice Rice und wurde Vater eines Sohnes Peter.
Auf Einladung der Stadt Konstanz kehrte Siegbert Bravmann 1986 zusammen mit seiner Frau, seiner Schwester Beatrice Bravmann-Muhlfelder, seinem Neffen Danny und der Nichte Leslie besuchsweise nach Konstanz zurück. Während dieses Aufenthaltes traf er einige frühere Schulfreunde und konnte mit ihnen angenehme Erinnerungen austauschen.
Nach seiner Pensionierung zogen Bert und Eunice nach Massachusetts, um näher bei der Familie ihres Sohnes und bei ihrem Enkel Carl zu sein.
Siegbert Bravmann starb am 21. August 1997 in Amherst/Massachusetts.