Rosa
ARTZ

1880 - 1956 I
Konradigasse 3
Stolperstein verlegt am 27.06.2014
Rosa ARTZ Konradigasse 3

Rosa trug wegen ihres Engagements und Wissens den Übernamen „Kommunistenmutter“

Rosa Artz, geb. Ruff, wurde am 4. Juli 1880 in Hechingen geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und höheren Töchterschule in Hechingen war sie nach dem Ersten Weltkrieg als Verkäuferin im Stadler Verlag in Konstanz tätig.

1904 heiratete sie den Schweizer Fritz König; aus der Ehe gingen drei Jungen hervor. Nach dem Tod ihres Mannes heiratete sie 1915 den kriegs­versehrten und in der Schweiz internierten Wilhelm Artz; aus dieser Ehe ging der Sohn Wilhelm hervor, der 1943 an der Ostfront fallen sollte. Nach Kriegsende wurde die Familie Artz nach Konstanz ausgewiesen und baute sich hier eine neue Existenz auf.

Die Familie Arzt war eine typische Hand­werkerfamilie und dennoch kommunistisch gesinnt. Wilhelm war seit 1919, Rosa seit 1923 in der KPD. Beide waren politisch sehr aktiv.

Im Sommer 1934 und 1935 verteilten sie Flugblätter der verbotenen KPD in Konstanz und bei der Gastwirtschaft St. Katharina, einem damals beliebten Ausflugsziel der Konstanzer im Mainau-Wald.

Beide waren Mitglieder der „Roten Hilfe“, eine Art proletarisches Rotes Kreuz, die Genossen, die in Not geraten waren, finanziell und mit Sachspenden unterstützte. Vorsitzende der Roten Hilfe in Deutschland war Clara Zetkin. Rosa Artz war „ein aktives, eifriges und absolut überzeugtes Mitglied der KPD“, so urteilte ein Zeuge nach 1945 über sie.

In der Wohnung der Familie Artz fanden nach 1933 wiederholt Versammlungen der illegalen KPD statt. Rosa und Wilhelm trugen wegen ihres Engagements und Wissens die Übernamen „Kommunistenmutter“ und „Kommunistenvater“. Rosa Artz soll auch einem jungen Kommunisten zur Flucht in die Schweiz verholfen haben. Ihr Mann war sehr belesen, denn er besaß eine mehrere Hundert Bände umfassende Bibliothek.

Am 29. Juni 1935 wurde das Ehepaar Artz von der Gestapo verhaftet. Aber erst Mitte Februar 1936 wurde vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe das Verfahren gegen sie eröffnet. Wegen „hochverräterischen Unternehmens“ wurde Wilhelm Artz zu 2 Jahren Haft verurteilt. Er verbüßte seine Strafe im Zuchthaus Ludwigsburg.
 
Rosa Artz war schon an Weihnachten 1935 aus dem Landgerichtsgefängnis Konstanz 1935 freigelassen worden. Ihre Haftdauer war wahrscheinlich deshalb so kurz, weil sie Mutter eines noch nicht volljährigen Sohnes war.
 
Wilhelm Artz war durch die im ersten Weltkrieg erlittene Kriegsverletzung so geschwächt, dass er an den während der Haft erlittenen „Strapazen und Quälereien“, wie Vinzenz Kerle, der von den Franzosen eingesetzte erste Oberbürgermeister nach dem Krieg über ihn aussagte, wenige Jahre nach der Haftentlassung starb.
 
Nach dem Krieg engagierte sich Rosa Artz wieder für die KPD. Dreimal kandidierte sie für die KPD bei den Gemeinderatswahlen: 1946, 1948 und 1953, wurde aber keinmal gewählt. In der restaurativen Nachkriegszeit waren kommunistischen Ideen nicht besonders geschätzt.
 
Rosa Artz starb am 1.Dezember 1956 in Konstanz.

Recherche: Uwe Brügmann
Patenschaft: Katrin Brüggemann

Quellen & Literatur:

Staatsarchiv Freiburg, Entschädigungsakten Rosa und Wilhelm Artz, F 196/1, Nr. 657, Nr. 5829 und Nr. 5830, D 180, Nr. 221976.
Stadtarchiv Konstanz.
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