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Stolpersteine Konstanz

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Henriette Hedwig PICARD, geb. Guggenheim, Jg. 1892

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geb. 1892, Konstanz

FLUCHT 1940

USA

 

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Wilhelmstr. 8
(jetzt: Conrad-Gröber-Str. 8)
heute (2014)

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Stolperstein für Henriette Hedwig PICARD
verlegt am 27.06.2014

Ehemann: Josef PICARD,  Sohn: Peter Julius PICARD

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Hedwig Picard
ca. 1940

Quelle: ancestry.com

 

Henriette Hedwig Picard, geb. Guggenheim, wurde am 11.03.1892 in Konstanz geboren. Ihr Vater war der bekannte Konstanzer Arzt Dr. Daniel Guggenheim (1861-1915).

Mit ihrem Ehemann Josef Picard hatte sie einen Sohn, Peter Julius, geb. am 07.01.1919 in Konstanz.

Am 07.10.1939 musste die Familie Picard ihre Wohnung in der Wilhelmstraße 8 räumen und in ein Judenhaus in der Bodanstraße (damals Saar­landstraße) 22 umziehen. Sein vermietetes Anwesen (geräumige 5-Zimmer-Wohnung mit Mansarde und Hofstück) in der Zasiusstraße 9 musste Peter Picard weit unter Wert verkaufen.

Am 18. März 1940 verließ das Ehepaar Picard Konstanz in Richtung Genua, wo es sich mit der „SS Washington“ nach New York einschiffte. Am 1. April 1940 betraten Henriette Hedwig und ihr Mann Josef Picard amerikanischen Boden.

Von New York ging es nach San Francisco, wo sie sich zunächst bei einem Bruder von Josef Picard einquartierten. In San Francisco konnten sie auch ihren Sohn Peter wieder in die Arme schließen. In Los Angeles fand das Ehepaar schließlich eine neue Bleibe. Josef Picard nahm eine Stelle als Hausmeister an, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ende Oktober 1940 wurde dem Ehepaar Picard die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt, im Mai 1946 wurden beide amerikanische Staatsbürger.

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Hedwig Picard
Einbürgerungsantrag USA, 19.12.1940

Quelle: ancestry.com

 

Als 1965 der damalige Oberbürgermeister von Konstanz, Dr. Bruno Helmle, allen vor dem Krieg emigrierten Konstanzer Juden den „Konstanzer Almanach“ zuschickte - die Adressen hatte er von Erich Bloch bekommen - , bedankte sich Henriette  Hedwig Picard aus Los Angeles mit folgenden Worten: „Als wir vor 25 Jahren hier ankamen, hätten wir niemals gedacht, dass wir je wieder von dem Oberbürgermeister unserer geliebten Heimatstadt einen solch liebenswürdigen Brief bekommen würden. Mein Mann war Architekt in Konstanz und hat viel zur Verschönerung der Stadt beigetragen…Mein Mann war schon 60 Jahre alt, als wir unsere Heimat verlassen mussten, welche er unendlich geliebt hat. Er hat die Schande nie überwunden… Er hat sich so sehr gegrämt, dass er herzkrank wurde und schon 1946 starb.“

Henriette Picard überlebte ihren Mann Josef um mehr als 30 Jahre und starb hochbetagt am 16. Oktober 1979 in Los Angeles in Kalifornien.

 

 

Recherche: Uwe Brügmann

Patenschaft: Nikolaus Dewald

Quellen:

Aus der Tätigkeit der Architekten Ganter und Picard B. D. A. Konstanz. Barmen 1940

Erich Bloch, Geschichte der Juden von Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation. Konstanz, Rosgarten Verlag, 1971, S. 217 – 219

Staatsarchiv Freiburg, Entschädigungsakte Josef Picard, F 196/1 Nr. 5822

Informationen von Frau Regina Kraus-Hitzel aus Ravensburg (April 2014)

Der Namensgeber der Conrad-Gröber-Str. war
Konstanzer Münsterpfarrer, Erzbischof,
Mitglied der Waffen-SS und Erzantisemit.

und bis 2019 Ehrenbürger der Stadt Konstanz
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