Elise
KLEINBERGER, geb. WEIL

1894 - 1980 I
Schulstraße 3
Stolperstein verlegt am 03.07.2016

Flucht vor der Verfolgung und ein Leben im Exil in der Schweiz

Elise Kleinberger (geb. Weil) wurde am 22. September 1894 als Tochter von Max Elias Weil und Jeanette Bernheim in Bern geboren.

Sie hatte zwei Schwestern, Frieda und Rosa, sowie einen Bruder, Saly. Elise machte eine Ausbildung zur kaufmännischen Angestellten in der Textil- und Konfek­tionsbranche und war in Bern auch Inhaberin eines Weißwarengeschäftes in der Marktgasse 33, das sie auflöste, als klar wurde, dass ihr Verlobter keine Niederlassungsbewilligung in Bern bekam.

Sie heiratete am 28. Mai 1922 in Konstanz Alfred Kleinberger und zog mit ihm in eine geräumige Wohnung in die Schulstraße 3.

Elise und Alfred bekamen eine Tochter, Thea Kleinberger, die am 11. November 1923 geboren wurde.

Elise leitete zusammen mit ihrem Mann ein Damen­konfektionsgeschäft, es handelte sich um einen sogenannten Etagenladen, der in ihrem Wohnhaus untergebracht war.

Aufgrund der Boykottmaßnahmen gegen Juden mussten sie ihren Laden im Februar 1934 aufgeben und die Waren billig verkaufen.

Um weiteren Verfolgungsmaßnahmen der National­sozialisten zu entgehen, emigrierte sie kurz darauf auch auf Anraten von Angestellten mit ihrer zehnjährigen Tochter in die Schweiz.

Seit dem 3. April 1934 waren sie in der Gemeinde Bern gemeldet. Da dort bereits mehrere Verwandte lebten, erleichterte das die Auswanderung in die Schweiz deutlich.

In Bern kamen Elise Kleinberger und ihre Tochter zunächst bei ihren Eltern unter, später, vermutlich als es dann auch ihrem Mann Alfred 1938 gelungen war der Familie nach Bern zu folgen, war sie lange Jahre im Seidenweg 44 gemeldet.

Zunächst durfte Elise aufgrund des Erwerbstätig­keitsverbots nicht in der Schweiz arbeiten, das aus­drückliche Verbot der Ausübung einer Erwerbstätigkeit galt bis zum 28. November 1936. Dann erhielt sie eine vorübergehende Bewilligung zur Mithilfe im Geschäft ihrer Schwester, bis dieses 1944 aufgelöst wurde. Ab diesem Zeitpunkt bis zur Erteilung der offiziellen Nieder­lassungsbewilligung in Bern am 8. Juli 1949 stand sie wieder unter gänzlichem Arbeitsverbot.

Danach fand sie keine weitere Anstellung mehr.

Elise Kleinberger starb im Juli 1980, wenige Tage nachdem sie ihren ersten Urenkel in den Armen halten konnte, 86jährig in der Schweiz.

Recherche: Schüler und Schülerinnen der Hegau-Bodensee-Seminargruppe „Spurensuche“: Jessica Böhme, Franziska Eble, Paul Ellsiepen, Linus Kulman, Tim Kuppel, Gaia Quintini, Jasmin Ye mit Petra Quintini und Manuel Boxler
Patenschaft: Gabriele Meseth

Quellen & Literatur:

Staatsarchiv Freiburg, Personalakten des Landesamts für Wiedergutmachung: StAF F196/1 Nr. 7913.
Staatsarchiv Freiburg, Zivilprozessakten des Restitutionsverfahrens. StAF F166/3 Nr. 5234.
Staatsarchiv Freiburg, Prozessunterlagen. F196/1 Nr. 3977.
Privatarchiv Angehörige M.S. und Auskünfte der Angehörigen.

Fotos: Privatarchiv Angehörige M.S.
Weiterlesen

Familienmitglieder

Alfred
KLEINBERGER

1893 - 1965 I
Schulstraße 3

Thea
KLEINBERGER

1923 - I
Schulstraße 3