Anna
HERMANN, geb. HÖFLER

1890 - 1966 I
Buhlenweg 25
Stolperstein verlegt am 13.07.2011

Anna Hermann war eine einfache, aber lebenstüchti­ge Frau mit feinem Gespür für Recht und Unrecht

Anna Hermann, geb. Höfler, wurde am 30. Juni 1890 in Weiterdingen/Hegau geboren. Sie hatte keinen Beruf gelernt; mit 15 Jahren verdingte sie sich als Dienst­mädchen nach Singen.

Noch vor dem Ersten Weltkrieg heiratete sie Albert Fundinger, mit dem sie einen Sohn mit Namen Albert hatte; ihr Mann fiel 1916 an der Westfront.

1918 heiratete sie Friedrich Hermann. Sechs Jahre später verstarb auch ihr zweiter Mann.

1933 zog Anna Hermann mit ihrem Sohn in die damals noch selbständige Gemeinde Wollmatingen und bezog ein kleines Siedlungshaus in der Marienburger Straße, dem heutigen Buhlenweg, wo sie bis nach dem Krieg wohnte. Sie war in keiner Partei, hatte aber freundschaftlichen Umgang mit Alois Zollner und der Familie Obergfell, die alle der kommunistischen Partei angehörten und deswegen auch von den Nazis verfolgt wurden.

Anna Hermann war eine einfache, aber lebenstüchti­ge Frau mit feinem Gespür für Recht und Unrecht. Die Nazis mit ihrer lauten Propaganda und ihren falschen Idealen lehnte sie aus tiefstem Herzen ab. Sie lebte bescheiden in ihrem kleinen Häuschen, das damals noch am Waldrand lag; sie hielt eine Ziege, die ihr die zum Leben notwendige Milch lieferte. Wenn in der Nachbarschaft Not herrschte, half sie, so gut sie konnte.

Am 3. Oktober 1939 wurde Anna Hermann verhaftet und wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Abhörens ausländischer Sender bis zum 24. März 1940 im Konstanzer Gefängnis eingesperrt. Eine Nachbarin hatte sie bei der Gestapo denunziert. Am 16. Oktober 1940 wurde Anna Hermann erneut verhaftet und zur Verbüßung der Strafe in das Frauengefängnis Gotteszell, einem ehemaligen Dominikanerinnenkloster bei Schwäbisch Gmünd, verlegt. Am 16. Januar 1941 kam sie frei und zog wieder in ihr Haus, in dem sie weiterhin mit ihrem Sohn wohnte.

Anna Hermann war 8 Monate und 21 Tage in Haft.

Am 19. Mai 1966 ist Anna Hermann in Weiterdingen/Hegau gestorben und auf dem Friedhof in Radolfzell am Bodensee beigesetzt worden. Ihr Grab existiert nicht mehr.

Recherche: Uwe Brügmann
Patenschaft: Christa Hildebrand

Quellen & Literatur:

Staatsarchiv Freiburg, Entschädigungsakte Anna Hermann, F 196/1, 702.
Staatsarchiv Ludwigsburg E 356 i Bü 3144.
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