Sofie
HAYMANN, geb. BIKART

1885 - 1942 I
Brauneggerstraße 51
Stolperstein verlegt am 18.05.2012
Sofie HAYMANN, geb. BIKART Brauneggerstraße 51

1942 über Drancy nach Auschwitz deportiert und noch am Ankunftstag vergast

Sofie Haymann wurde als Sofie Bikart am 27. März 1885 in Eichstetten geboren. Am 19. November 1906 heiratete sie Max Haymann, die Familie zog in die Brauneggerstr. 51.

Am 28. März 1908 wurde Tochter Friedel geboren, am 16. Oktober 1909 Tochter Gerda (auch Gretel genannt) und die jüngste Tochter, Annelies, am 31. Mai 1916. Während des ersten Weltkrieges diente Max Haymann als Freiwilliger.

Die Töchter waren sehr sportlich, wanderten gerne, ruderten auf dem Bodensee und gingen in der Freizeit auch oft schwimmen. Die musikalisch und künstlerisch begabte Annelies gab ihrer Cousine Margot Heim Geigenunterricht und weckte in ihr die Freude an der Musik. Annelies und auch Gerda waren Mitglieder im zionistischen Jugendbund.

Bereits kurz nach der Machtergreifung mit den ersten Boykotten gegen jüdische Geschäfte und Unter­nehmen erlitt die „Rohwarenhandlung“ Max Haymanns empfindliche Einbußen und verlor viel Kundschaft. Der schwer kranke Familienvater starb am 4. April 1934 und ist auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.

Gerda gelang es bereits im Januar 1935 Deutschland über Jugoslawien zu verlassen und floh nach Palästina, hier lebte und arbeitete sie in einem Kibbuz, wo sie aber bereits wenige Jahre nach ihrer Ankunft starb.

Die Mutter wurde 1937 gezwungen, das Unternehmen aufzulösen. 1937 zog sie mit ihren Töchtern Annelies und Friedel in eine Wohnung am Stephansplatz 1. Friedel und Annelies gelang es im April 1939 nach England zu flüchten, hier durften beide Schwestern eine Krankenpflegeschule besuchen und sich zu Krankenschwestern ausbilden lassen. Diesen Beruf haben beide Schwestern mit Hingabe ihr ganzes Leben ausgeübt.
 
Nachdem die Töchter nach England geflohen waren, trat das „Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden“ in Kraft und auch Sofie Haymann wurde gezwungen, in ein sogenanntes „Judenhaus“ umzuziehen. Im September 1939 wurde sie als Untermieterin der Familie Spiegel in der Bahnhofstr. 12 zugewiesen. Friedel und Annelies Haymann hatten beabsichtigt, ihre Mutter nach England nachreisen zu lassen, doch war dies nach Ausbruch des 2. Weltkrieges nicht mehr möglich. So konnten sie auch nicht verhindern, dass ihre Mutter gemeinsam mit 111 weiteren jüdischen Mitbürgern aus Konstanz am 22. Oktober 1940 in das südfranzösische Gurs deportiert wurde. Nach knapp 2 Jahren Aufenthalt unter menschen-unwürdigen Bedingungen in den südfranzösischen Lagern wurde Sofie Haymann am 28. August 1942 über Drancy nach Auschwitz deportiert. Dort wurde sie noch am Ankunftstag, dem 31. August 1942, vergast.

Recherche: Petra Quintini
Patenschaft: Amelie von Sondern

Quellen & Literatur:

Onlineversion von : Das Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945) , Abruf 3.1.2024.
Stadtarchiv Konstanz: Einwohnermeldekartei.
Stadtarchiv Konstanz: Adressbücher.
Briefe, Eintrag Poesiealbum Privatarchiv Margot Dreifuss-Heim.
Briefe, Fotos, Erinnerungsband Annelies Haymann, Privatarchiv Ursula Meißner.
Erinnerungen von Margot Dreifuss-Heim, Ursula Meißner und Heide Mayer.
Staatsarchiv Freiburg, Akte StAF P 303/4 2409.
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Familienmitglieder

Max
HAYMANN

1872 - 1934 I
Brauneggerstraße 51

Friedel (Frieda)
HAYMANN

1908 - 1995 I
Brauneggerstraße 5

Gerda
HAYMANN

1909 - I
Brauneggerstraße 51

Annelies (Annaliese)
HAYMANN

1916 - 2001 I
Brauneggerstraße 51