
09:00 Uhr | Kanzleistraße 7
1
Louis Übrig (Politisch)
Louis Übrig wurde am 22.04.1907 in St. Gallen geboren.
Von Beruf war er Maler. Früh engagierte er sich in der Kommu -
nistischen Partei. 1936 flüchtete er nach Spanien und kämpfte
in der Internationalen Brigade „Ernst Thälmann“ gegen das
Franco-Regime. Im August 1938 desertierte er und flüchtete mit
einem kleinen Fischerboot über das Mittelmeer nach Marseille.
Von Marseille kehrte er in seine Heimatstadt St. Gallen zurück.
Beim Versuch, die Grenze nach Konstanz illegal zu überschreiten,
wurde er verhaftet. Im Januar 1939 wurde er in das KZ Dachau
eingeliefert. Wenige Tage später glückte ihm die Flucht. An der
Grenze zwischen Vorarlberg und der Schweiz wurde er wieder
gefasst, nach Dachau zurückgebracht und grausam gefoltert.
Louis Übrig wurde am 10.02.1939 von der SS erschossen.
09:20 Uhr | Hüetlinstraße 31
2
Mathilde Althoff (Euthanasie)
Mathilde Althoff wurde am 03.11.1914 als uneheliche Tochter
von Pauline Althoff und Karl Eismann in Konstanz geboren.
Mathilde wuchs zusammen mit vier weiteren Geschwistern
in der Hüetlinstraße 31 auf. Sie litt von klein auf an Rachitis,
einer Erkrankung der wachsenden Knochen, war dadurch
gehbehindert und hatte epileptische Anfälle. Nach einem Auf-
enthalt im Konstanzer Krankenhaus wurde das Kind – im Alter
von gerade sechs Jahren – am 21.01.1921 in die evangelische
„Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache“ in Mos-
bach dauerhaft aufgenommen. Mathilde lebte fast zwanzig
Jahre in Mosbach, als dort Ende 1939 die Meldebogen eintra fen,
in denen die Anstalten dem Reichsinnenministerium Angaben
zu ihren Patienten machen mussten. So wurde auch die
mitt lerweile 25-jährige Frau erfasst. Sie wurde am
17.09.1940 zusammen mit 68 weiteren Bewohnerinnen
und Bewohnern des „Schwarzacher Hofs“ mit den „Grauen
Bussen“ abgeholt, in die ca. 160 km entfernte Tötungsan-
stalt Grafeneck gebracht und dort am selben Tag vergast und
eingeäschert.
Im Jahr 1983 tauchte die Urne von Mathilde Althoff zusam-
men mit
192 weiteren Urnen im Keller des Konstanzer
Krematoriums auf
dem Hauptfriedhof wieder auf. Erst im Zuge
der Ermittlungen der Kriminalpolizei Konstanz im Frühjahr
1983 wurden alle Urnen an einer Gedenkstätte würdig be-
stattet. Dort findet man auf einem Stein den Namen Mathilde
Althoff mit dem Geburtsjahr 1914 und dem Todesjahr 1940.
09:40 Uhr | Kreuzlinger Straße 68
3
Klara Dukas (Jüdin)
Klara Dukas wurde am 13.04.1882 in Sulzburg geboren.
Ihr Vater, der Weinhändler Moritz Dukas, war einige Jahre
Vorsteher der jüdischen Gemeinde und Mitglied des Gemei n de-
rats der Stadt Sulzburg. Klara Dukas wuchs mit fünf Geschwis-
tern auf. Sie blieb ledig und wurde wie ihre unverheiratete
Schwester Helene vom Bruder Simon, der die Weinhandlung
übernahm, unterstützt. Im Oktober 1924 zog sie zu ihrer
Schwester Rosa Schriesheimer nach Konstanz. Die Familie
Schriesheimer lebte mit ihrem Sohn Hugo am Bodanplatz 10,
wo sie eine Eisenwarenhandlung betrieb. 1935 zogen sie in
die Kreuzlinger Straße 68 um. Im Januar 1940 musste die
Familie in ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Bruderturm-
gasse 6, und am 22.10.1940 erfolgte dann die Deportation
ins südfranzösische Lager Gurs.
Mit dem ersten Deportationszug aus Gurs im August 1942
wurde Klara Dukas ins Internierungslager Drancy überstellt,
von dort ging es am 10.08. weiter nach Auschwitz. Genaueres
über die Todesumstände und den Todestag ist nicht bekannt.
3
Helene Dukas (Jüdin)
Helene Dukas wurde am 20.12.1890 in Sulzburg geboren
und blieb wie ihre Schwester Klara ledig. 1923 zog sie zu
ihrer
Schwester Betty nach Worms, die den dort ansässigen Kaufmann
David Goldschmitt geheiratet hatte. Auch nach dem Unfalltod
ihrer Schwester im Jahr 1930 blieb Helene bei ihrem Schwa ger
in Worms. Im März 1939 verließen beide die Stadt; während
David Goldschmitt bei seiner Tochter in Basel wohnen konnte,
kam Helene Dukas bei der Familie ihrer Schwester Rosa Schries-
heimer in Konstanz unter, bei der bereits ihre älteste Schwes
ter
Klara lebte. Helene Dukas musste im Januar 1940 zusammen
mit den anderen Familienmitgliedern in die Bruderturmgasse 6
umziehen. Gemeinsam wurden sie am 22.10.1940 nach Gurs
deportiert.
Im August 1942 ging es von dort zunächst ins Internierungs-
lager Drancy und dann mit dem Transportzug D 901/12
weiter nach Auschwitz. Die näheren Todesumstände und der
Todestag von Helene Dukas sind nicht bekannt.
Stolpersteinverlegung
25. SEPTEMBER 2020