Hedwig
LIEBERMANN, geb. WIELER

1875 - 1941 I
Obere Laube 64
Stolperstein verlegt am 14.07.2010

Infolge eines Spitalaufenthaltes entging sie 1940 der Deportation nach Gurs – wurde danach aber in Hadamar vergast

Hedwig Liebermann wurde am 21. Mai 1875 als erstes Kind des jüdischen Ehepaares Rebekka und Pius Wieler in Konstanz geboren. 1897 heiratete sie den aus Neu-Ulm stammenden Hopfenhändler Heinrich Liebermann. Hedwig brachte vier Kinder zur Welt, Paul (geb. 1899), den taubstumm geborenen Richard (1900), Gertrud (1902) und Hans (1903).

Trotz der immer größer werdenden Familie zog sie sich, wohl aufgrund der von äußerster Lieblosigkeit gekennzeichneten Ehe, immer mehr in sich zurück. Die Kinder sollen sie nur als „schwermütig“ erlebt haben.
Nachdem die Familie durch den Machtantritt der Nationalsozialisten gezwungen war, in Hedwigs Heimatstadt Konstanz zurückzukehren, verschärften sich ihre psychischen Probleme zunehmend. Die permanente antisemitische Hetze, verbunden mit großen finanziellen Problemen, lasteten schwer auf ihr. Die immer weiter schwindende Hoffnung, ein Land zu finden, in das sie hätten ausreisen dürfen, tat ihr Übriges: Hedwig erlitt einen Nervenzusammenbruch und musste stationär behandelt werden.


Sie war nicht transportfähig, als am 22. Oktober 1940 insgesamt 112 jüdische Menschen– darunter ihr Mann, ihre Söhne Richard und Paul und ihre Tochter Gertrud – in das in Südfrankreich gelegene Internierungslager Gurs deportiert wurden. Wie ihr Sohn Hans, der zu dieser Zeit nach seiner vom Erbgesundheitsgericht verfügten Zwangssterilisierung noch Patient in der Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz war, entging sie dadurch der Deportation nach Gurs.


Wie Hans wurde aber auch Hedwig Liebermann am Morgen des 1. Februar 1941 aus dem jüdischen Altersheim in der Konstanzer Sigismundstraße abgeholt und zunächst in das Sammellager Heppenheim verschleppt. Von dort aus erfolgte am 4. Februar 1941 der Weitertransport in die hessische T4-Mordanstalt Hadamar, wo sie noch am selben Tag vergast wurde.

Recherche: Raffael Wieler / Sabine Bade
Patenschaft: Angelika Wieler

Quellen & Literatur:

Bade, Sabine / Didra, Roland: Es konnte alle treffen - Gedenkbuch für die Konstanzer Opfer von NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“-Verbrechen 1934–1945, Konstanz 2024 (hier verfügbar);
Bundesarchiv: Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945: Hedwig Liebermann;
Faulstich, Heinz: Von der Irrenfürsorge zur „Euthanasie“. Geschichte der badischen Psychiatrie bis 1945, Freiburg 1993, S. 256–260;
Wieler-Bloch, Raffael: Richard Liebermann. Der gehörlose Porträt- und Landschaftsmaler 1900–1966, Konstanz 2010
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Familienmitglieder

Heinrich
LIEBERMANN

1866 - 1942 I
Obere Laube 64

Paul
LIEBERMANN

1899 - 1958 I
Obere Laube 64

Richard
LIEBERMANN

1900 - 1966 I
Obere Laube 64

Gertrud
LIEBERMANN

1902 - 1995 I
Obere Laube 64

Hans
LIEBERMANN

1903 - 1941 I
Obere Laube 64