Benno
BOSCH

1936 - 1940 I
Zollernstraße 23
Stolperstein verlegt am 22.05.2009
Benno BOSCH Zollernstraße 23

Ein kurzes Leben, von Konstanz nach Grafeneck – Erinnern, Mahnen, Wachsam bleiben

Benno Bosch wurde am 19. Januar 1936 in Konstanz geboren. Er sollte seinen 5. Geburtstag nicht mehr erleben. Viel lässt sich über sein kurzes Leben nicht erzählen.

Er wurde katholisch getauft und war der Sohn von Oskar und Gertrud Bosch, geb. Saigerschmidt. Sein Vater wurde am 10. Juli 1908 geboren und starb in den letzten Kriegsmonaten, am 28. Februar 1945. Seine Mutter (geb. am 16. Juni 1913) meldete sich laut Einwohner­meldekarte am heiligen Abend des Jahres 1940 in Konstanz ab und verzog nach Chemnitz.

Die letzte Wohnadresse in Konstanz war die Zollernstr. 23.

Der kleine Benno kam bereits mit 2 Jahren in das Kinderheim „Nazareth“ in der Säntisstr. 4 in Konstanz. Dort verblieb er aber nur 2 Monate: vom 12. April bis zum 24. Juni 1938. Der Grund für die Heim­unterbringung war wahrscheinlich eine körperlich/geistige Behinderung des Jungen. Danach kam er in das St. Josefshaus in Herten bei Lörrach, ein Heim für geistig behinderte Menschen. Dort lebte der Junge zwei Jahre lang, bis er im Jahr 1940 auf Grund des „Euthanasie“-Programms“ der National­sozialisten deportiert und ermordet wurde.

Die Ordensschwester Sr. Astrid, die damals in Herten tätig war, lebte bis Februar 2009 im Kloster Hegne, wo sie im Alter von 97 Jahren verstarb. Im Mai 2008 besuchte ich sie, um ihr von der Aktion Stolpersteine zu berichten. Sie konnte sich zwar nicht mehr an Benno erinnern, aber sehr wohl noch an die Ereignisse des Jahres 1940, die sie nie vergessen konnte. Sie sagte:

„Man darf nie aufhören, daran zu erinnern oder einen Schlussstrich ziehen, sondern muss mahnen und wachsam bleiben!“

Von Herten aus gab es in der 2. Jahreshälfte 1940 fünf Transporte in die Mordanstalt Grafeneck: 345 Menschen, hauptsächlich Kinder, wurden ermordet.

Benno Bosch wurde beim 3. Transport am 20. August 1940 zusammen mit 74 weiteren Behinderten abgeholt und zunächst in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen gebracht.

Dies geschah nur, um Angehörige, Heimleitung und Pflegepersonal über den tatsächlichen Zweck der Verlegung zu täuschen.

Zwei Wochen später, am 6. September 1940, wurden Benno Bosch und die anderen Kinder nach Grafeneck deportiert und am selben Tag vergast und eingeäschert.

Bennos Urne, mit gefälschtem Sterbedatum und Sterbeort, stand bis 1983 im Keller des Konstanzer Krematoriums. Den Namen Benno Bosch findet man nun auf einer der Namenstafeln des Konstanzer Hauptfriedhofs. Siehe dazu auch: Siehe dazu auch: „Der Konstanzer Urnen-Skandal“

Der Stolperstein für Benno BOSCH soll auch an einen weiteren kleinen Jungen aus Konstanz erinnern:

Engelbert NEUMEISTER

wurde am 28. August 1936 geboren und zusammen mit Benno ermordet.

Er war katholisch, seine Mutter hiess Pauline, und auch er wurde von Herten nach Grafeneck deportiert. Weitere Daten sind nicht mehr rekonstruierbar. Engelbert starb 9 Tage nach seinem 4. Geburtstag.


„Stolperstein zum Hören“ von SWR2

Recherche: Roland Didra
Patenschaft: Fam. Arnold

Quellen & Literatur:

Bade, Sabine / Didra, Roland: Es konnte alle treffen - Gedenkbuch für die Konstanzer Opfer von NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“-Verbrechen 1934–1945, Konstanz 2024 (hier verfügbar);
Stadtarchiv Konstanz, Einwohnermeldekarten vor 1945.
Archiv Sankt Josefshaus Rheinfelden-Herten.
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