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Stolpersteine Konstanz

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Anna WIELER, 1889 - 1941 (?)

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1889: geb. am 07.06., Konstanz

1941: deportiert nach Riga

Zeitpunkt und Umstände ihres Todes unbekannt

 

 

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Hebelstr. 6-8, „Hebelhof”
heute (April 2015)

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Stolperstein für Anna WIELER
verlegt am13.09.2015

Schwester: Irma WIELER,  Bruder: Berthold WIELER

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Anna WIELER, ca. 1933/34

Quelle: Privatarchiv Zwi Araten

 

Anna Wieler wurde am 7.6.1889 in Konstanz geboren. Die Familie wohnte im 1. Stock des Firmensitzes der „Gebrüder Wieler“ an der Oberen Laube (heute Hausnummer 64), wo der Vater Adolf zusammen mit seinem Bruder Pius-Pinchas einen Großhandel für Garne, Woll- und Kurzwaren betrieb.

 

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Firmensitz der Gebrüder Wieler an der Oberen Laube
(heute Obere Laube 64),
zugleich das Elternhaus von Anna und Irma WIELER
(Um 1900, Fotograf Ludwig Schmid)

Quelle: Privatarchiv Familie Wieler

 

1912 gründete Anna zusammen mit ihrer älteren Schwester Irma Wieler in der Hebelstraße ein "Töch­ter­pensionat" mit wissenschaftlicher, hauswirt­schaft­licher und gesellschaft­licher Ausbildung.

 

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Aus einem Werbeprospekt, ca. 1913

Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München,
Signatur BV021021402, alle Rechte vorbehalten

 

 

Anna Wieler war staatlich geprüfte Höhere Mädchen­schullehrerin und hatte ein Diplom der Universität London. Sie hatte die wissenschaftliche Leitung der Schule inne.

An der Schule unterrichteten sechs interne und sechs externe Lehrkräfte. Der Lehrplan umfasste folgende Fächer: Deutsche, französische und englische Sprache (Grammatik, Aufsatz, Diktat, Stil, Konver­sation, Geschichte und Literatur), Geographie, Kunstgeschichte, Pädagogik, Lektüre, Musikgeschich­te und Rezitation.

 

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Schulzimmer mit Durchblick auf die Bibliothek, ca. 1913

Quelle: Bayerische Staatsbibliothek München,
Signatur BV021021402, alle Rechte vorbehalten

 

Das Pensionat konnte bis zu 65 Mädchen aufnehmen.

Es bestand bis 1927, danach führten die Schwestern in der „Villa Seegarten“, dem späteren „Hebelhof“, eine Familienpension. Eine Postkarte, die Anna Wieler im Jahre 1936 an einen Gast schrieb, ist erhalten.

 

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Postkarte mit Anna WIELERs Handschrift, August 1936

Quelle: Stadtarchiv Konstanz

 

 

Inzwischen gab es bereits in zahlreichen Städten ein Badeverbot für Juden. Anna Wieler richtete im Mai an den Oberbürgermeister „die höfliche Anfrage, ob im kommenden Sommer die jüdischen Gäste meines Hauses wieder wie letztes Jahr am Strandbad zum Schwimmen gehen können.“ Die Antwort der Stadtverwaltung war knapp. „Auf Ihr Schreiben vom 2. Mai 1936 teile ich Ihnen mit, dass es in Zukunft nicht mehr möglich sein wird, dass Ihre Gäste das Strandbad benützen können.“

 

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Schreiben von Anna WIELER, 2. Mai 1936
an Oberbürgermeister Herrmann

Quelle: Stadtarchiv Konstanz

 

Im Herbst 1938 mussten die Schwestern den Betrieb einstellen und die Villa verkaufen. Sie beabsichtigten, zusammen mit ihrer Mutter Berta über Kreuzlingen nach Palästina zu emigrieren. Der Verkauf des Hauses verzögerte sich jedoch und auch die Ausreise­genehmigungen wurden nicht erteilt.

Anna Wieler fand dann Arbeit in Stuttgart, wo sie ab April 1939 unter wechselnden Adressen gemeldet war. Am 1.12.1941 wurde Anna Wieler von Stuttgart aus nach Riga deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. Das Amtsgericht Stuttgart legte den Tag der Deportation als Todeszeitpunkt fest.

 

 

Recherche:: Birgit Lockheimer (lockheimer@hotmail.de)

Patenschaft: Evamaria Zettl

Quellen:

1)Stadtarchiv Konstanz: Karteikarten, Adressbücher, Postkartensammlung, Manuskript Semi Moos, Bauakte Abt. SXX, Fasc. 1354, Gewerbeakte Abt. SXI, Fasc. 1001 Jahr 1933, Badeverbot für Juden S II 16147

2)Staatsarchiv Freiburg: Wiedergutmachungsakte Anna Wieler, Signatur F 196/1 Nr. 10716

3)Generallandesarchiv Karlsruhe: Kriegs-Sanitäts-Bericht des Vereinslazaretts Töchterpensionat Wieler Konstanz, Signatur 456 F 113 Nr. 316

4)Bayerische Staatsbibliothek München: Prospekt „Töchter-Erziehungsheim und Haushaltungsschule „Wieler““, Konstanz 1913, Signatur BVO21021402

5)Erich Bloch: Geschichte der Juden von Konstanz im 19. und 20. Jahrhundert. Eine Dokumentation, Konstanz 1971, 3. Auflage 1996

6)Raffael Wieler-Bloch: Richard Liebermann. Der gehörlose Porträt- und Landschaftsmaler 1900-1966, hrsg. von Erhard Roy Wiehn, Konstanz 2010

7)Helmut Fidler: Jüdisches Leben am Bodensee, Frauenfeld 2011

8)Auskunft ITS Arolsen, Deportierten-Liste 1.2.1.1/11201242, 11201396/ITS Digital Archives, Bad Arolsen

9)www.stolpersteine-stuttgart.de

10)Privatarchive der Familien Wieler, Shoshani und Araten